2020 Peking in Hamburg
Vor über einhundert Jahren wurde die Viermastbark im Auftrag der Hamburger Reederei F. Laeisz in der Werft von Blohm & Voss gebaut. Am 25. Februar 1911 lief das Frachtschiff in Hamburg vom Stapel. Traditionell trugen die Segelschiffe der Reederei F. Laeisz den Anfangsbuchstaben „P“ im Namen. Das erste Schiff dieser Reihe erhielt 1857 den Namen „Pudel“ – den Spitznamen der Ehefrau von Carl Laeisz, dem Sohn des Firmengründers. Die Peking transportierte vor und nach dem ersten Weltkrieg Salpeter von Chile nach Hamburg und diente zugleich als Schulschiff. Mit der wertvollen Ladung an Bord (Chilesalpeter war in Europa ein begehrtes Düngemittel) meisterte die Peking bei jeder Fahrt die gefürchtete Passage aus dem Pazifischen Ozean um Kap Hoorn in den Atlantik.
Die Segelschiffe der Reederei F. Laeisz waren für ihre Geschwindigkeit und Sicherheit bekannt und wurden ehrfürchtig „Flying P-Liner“ genannt. Das Schwesterschiff der Peking, die „Passat“ liegt als Museumsschiff und Jugendherberge in Lübeck-Travemünde. Zwar keine echten Schwesterschiffe, aber von sehr ähnlicher Bauart und Größe waren außerdem die P-Liner Pangani, Petschili, Pamir, Pola, Priwall und Padua. Als einziges der Schiffe fährt noch heute die Padua als russisches Segelschulschiff Kruzenshtern, mit dem Heimathafen Kaliningrad, zur See.
In Folge der Weltwirtschaftskrise verkaufte die Reederei F. Laeisz die Peking im Jahr 1932 nach England, wo sie als stationäres Schulschiff Verwendung fand. Im Jahr 1975 gelangte das Schiff, von dem nur noch der Rumpf existierte, nach New York. Dort erhielt die Viermastbark eine neue Takelage (Masten, Rahen, Bäume und Tauwerk), und außerdem wurde ihr alter Taufname „Peking“ sowie der ursprüngliche Heimathafen „Hamburg“ wieder an den Rumpf gemalt. Am Pier 16 des South Street Seaport am East River im südlichen Bereich Manhattans, unweit der Brooklyn Bridge, erhielt die Peking ihren Liegeplatz als Museumsschiff.
Aber da die Stadt New York nicht genügend Geld für die Instandhaltung des Schiffs aufbringen konnte, verrottete es langsam. Vor vier Jahren gab die Stadt New York gegen einen symbolischen Preis das Schiff an Hamburg ab.
Auf den Tag genau vier Jahren vor ihrer Rückkehr in den Hamburger Hafen, am 7. September 2016, verließ die Peking ihren Liegeplatz im East River. Schlepper bugsierten das Schiff über 16 Kilometer aus dem East River, durch die Upper New York Bay in den Kill Van Kull nach Staten Island. Dort wurde das Schiff im Trockendock der Werft Caddell Dry Dock and Repair Co. für den Transport in einem Dockschiff nach Europa reisefertig gemacht.
Im Mai 2017 gewann die Peters Werft in Wewelsfleth die Ausschreibung zur Restaurierung der Peking. Die Peters Werft liegt an der Stör, etwa zweieinhalb Kilometer vor der Mündung in die Elbe. Am 14. Juli 2017 nahm das Dockschiff Combi Dock III der Reederei Combi Lift in der Upper New York Bay vor Staten Island die Peking an Bord. Am Sonntag, den 30. Juli erreichte das Dockschiff mit der huckepack geladenen Peking den Elbehafen von Brunsbüttel. Zwei Tage später senkte es sich herab und übergab die Peking dem Wasser der Elbe. Am nächsten Tag wurde die Viermastbark von Brunsbüttel etwa 20 km flussaufwärts und dann durch das Störsperrwerk zur Werft geschleppt.
In der Peters Werft in Wewelsfleth wurde zunächst die Takelage entfernt und die Masten gezogen, bevor das Schiff am 4. September ins Trockendock kam. Etwa drei Jahre dauerte das aufwändige Restaurieren der maroden Peking. Im Februar 2020 wurden schließlich die Rahen wieder an den Masten befestigt und Anfang Mai war das gesamte Rigg in seiner ursprünglichen Struktur wiederhergestellt.
07. September 2020
Achtundachtzig Jahre nach ihrem letzten Besuch kehrt die restaurierte Peking am 07. September 2020 in ihre alte Heimatstadt zurück. Zur Begrüßung schießt das erst zwei Jahre junge Feuerlöschboot Branddirektor Westphal Wasserfontänen aus allen Löschkanonen.
Ein fliegender Wal auf dem Weg nach Finkenwerder und ein ehemals fliegender „P-Liner“.
Die Viermastbark wird von kleineren Schiffen und Booten eskortiert.
Vorbei an den Theatern am Südufer der Norderelbe.
Die Peking ist eine Viermastbark. Eine Bark hat mindestens drei Masten, von denen die vorderen mit Rahsegeln bestückt sind, aber der letzte Mast ausschließlich Schratsegel trägt. Rahsegel sind im Wesentlichen rechteckig und unter einem Rundholz angebracht. Das Rundholz heißt „Rah“ und ist mehr oder weniger quer zur Längsachse des Schiffs ausgerichtet. Auf dem Foto sind die Rahen an den vorderen drei Masten zu sehen. Schratsegel sind oft dreieckig oder trapezförmig und im Ruhezustand in Richtung der Längsachse des Schiffs ausgerichtet. Oft sind sie unten, oben oder auf beiden Seiten mit „Bäumen“ verbunden, die horizontal oder schräg am Mast angebracht sind. Auf dem Foto sind drei Bäume am hinteren Mast zu erkennen.
Östlich der Elbphilharmonie beginnt der Schlepper „Wulf 5“ mit dem Drehen des Schiffs, da es rückwärts zum Bremer Kai in den Hansahafen gebracht werden soll.
Vermutlich sind das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Peters Werft, die das Einlaufen der Peking auf größerer Höhe genießen.
Vieles musste während der dreijährigen Restaurierung erneuert werden, aber die Außenhaut des Rumpfes ist original.
Die Schlepper sind aus Cuxhaven gekommen, um die Peking in Wewelsfleth abzuholen.
Im Hintergrund das Elbufer des Kleinen Grasbrooks.
Weiter geht’s mit dem Drehen.
Am linken Bildrand sind die backsteinernen denkmalgeschützten Gebäude bei den 50er-Schuppen an der Mündung des Hansahafens in die Norderelbe zu sehen.
Rechts ein Schwerlastkran an der Mündung des Steinwerder Hafens in die Norderelbe.
Die 180°-Drehung der Peking ist beendet.
Nach dem Drehen wird die Peking zunächst ein gutes Stück elbabwärts, also zurück geschleppt. Vielleicht, um das Fahrwasser zum Hansahafen besser zu treffen? Oder um den Zuschauern bei der Elbphilharmonie eine Freude zu machen?
Die Wasserschutzpolizei hat Mühe, die vielen Boote zurückzuhalten, da sie vom auflaufenden Flutwasser elbaufwärts, in Richtung auf die Peking gespült werden.
Ein ehemaliges Fischerboot.
Das muss ein erhebendes Gefühl sein, nach drei Jahren Arbeit in der Werft dort oben auf den Rahen in den Hamburger Hafen einzufahren.
Nun geht es rückwärts in den Hansahafen.
Die Schaarhörn findet sich zum Geleit ein.
Vorbei am Terminal O'Swaldkai, an dem RoRo-Schiffe anlegen, aber auch Stückgut und Container verladen werden.
Rechts im Bild die Kopfgebäude vom Kaischuppen 52.
Das Museumsschiff Bleichen musste seinen Liegeplatz am Bremer Kai vor dem Hafenmuseum zugunsten der Peking räumen. Der kleine Schlepper Löwe dreht sie, damit das Schiff rückwärts zum neuen Liegeplatz am Bremer Kai gebracht werden kann.
Auf der anderen Seite müht sich die Stubbenhuk.
Links der Schlepper Stubbenhuk, rechts die Löwe.
Die 1958 gebaute Bleichen gehört zu den typischem Stückgutfrachtern, die in den 50er- und 60er-Jahren den Hamburger Hafen bevölkerten.
Die Schaarhörn, die Peking und die Bleichen vor dem Hansahafen.